Neulich habe ich mich durch eine Reihe von Youtube Videos geklickt und kam zu einem interessanten Beitrag, der „Die goldenen Regeln des kreativen Schreibens“ hieß. In diesem Beitrag diskutierte Tommy Jaud (Der Autor von „Vollidiot“) eben diese Regeln mit einem netten Interviewer einer Zeitung. Ich fand die Regeln recht interessant und möchte sie euch natürlich auch nicht vorenthalten. 😀
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1. Lesen Sie selbst wie verrückt!
Eine Regel, die ich durchaus nachvollziehen kann. Ich denke, je mehr man liest, desto sensibler wird man für verschiedene Stile, Erzählperspektiven etc. und man merkt schnell, was einem gut liegen könnte und was eben nicht.
2. Kürzen Sie Texte, wo sie nur können!
Diesen Hinweis findet man in vielen Schreibratgebern. Als Faustregel nennt Stephen King ja die Formel: 1. Fassung – 10 %. Soweit bin ich persönlich in meinem Schreibprozess noch nicht. Momentan kann ich mir vorstellen, dass es etwas bringt Szenen zu kürzen, um mehr Spannung zu erzeugen oder auch einfach, indem man manche Aspekte präziser formuliert. Allerdings kann es natürlich auch sein, dass man noch neue Szenen oder Dialoge hinzufügen muss, um z.B. einen Charakter plastischer darzustellen. Aber auch diese kann man natürlich anschließend wieder kürzen ;D.
3. Behandeln Sie das Schreiben wie einen Job, 1000 Wörter pro Tag mindestens!
Mhm. Also die Aussage kann ich so eigentlich nicht unterstützen. Zumindest die Mindestanzahl der Wörter nicht. An guten Tagen ist man kreativ und schreibt viel und an schlechten Tagen ist es vielleicht sogar mal besser, wenn man gar nicht schreibt, weil man eh die Hälfte wieder rauslöscht. Andererseits sollte man nicht von vornherein sagen: Och nee, heute schreibe ich mal lieber nicht. Ich habe festgestellt, dass die Kontinuität wirklich wichtig ist und mich persönlich auch weiterbringt: dadurch, dass ich jeden Tag schreibe, bin ich permanent „in“ meiner Geschichte und die Charaktere werden mir immer vertrauter.
4. Romane schreiben taugt nicht als Therapie für die eigene Psyche!
Interessanter Ansatz :D. Ich denke, Romane sollten in erster Linie unterhalten. Für seine Psyche kann man dann ja immer noch Tagebuch schreiben.
5. Respektieren Sie Ihre Charaktere, auch die scheinbar unwichtigen.
Ich glaube, wenn man es umformuliert in: „Stecken Sie in jeden Charakter viel Arbeit und Herzblut, auch in die scheinbar unwichtigen“, dann passt es noch besser. Jeder Charakter sollte möglichst dreidimensional und plastisch rüberkommen. Der Hauptcharakter kann noch so cool sein, wenn alle anderen nur langweilige Stereotype sind, dann lege ich das Buch zur Seite. Dank meines recht geschlossenen Szenarios in meinem aktuellen Projekt, habe ich die komfortable Position nur vier wirklich aktive Charaktere über 80 % der Handlung zu haben. Allerdings habe ich soeben beschlossen, gerade meinen Anfang und die darin vorkommenden Person nochmal genau unter die Lupe zu nehmen!
6. Geschwindigkeit beim Schreiben ist entscheidend.
Mhm. Spontan würde ich jetzt eher sagen: Kreativität und Qualität beim Schreiben sind entscheidend. Nützt ja nichts, durchzuhetzen und dann hat man nur Müll auf dem Papier stehen 😀 Klingt vielleicht seltsam, wo ich mir doch selbst vorgenommen habe, einen kompletten Roman in sechs Monaten zu schreiben, aber ich denke, es ist nochmal etwas anderes, ob man sich ein langfristiges Ziel (also 6 Monate) oder ein sehr kurzfristiges Ziel (jeden Tag 2000 Wörter) setzt. Ich bin momentan ja in der Situation, dass ich meine „Schreibtermine“ immer noch so legen kann, wie ich möchte, mit dem Hintergedanken, trotzdem jede Woche ca. 2 oder 3 000 Wörter aufs Papier zu bringen. Wenn es jedoch einen Tag nicht läuft, dann mach ich den PC lieber aus als mir zu sagen: Nein, bis 12 Uhr musst du aber noch diese Szene unbedingt zu Ende schreiben.
7. Brechen Sie das Schreiben nie ab, wenn Sie mal eine Blockade haben!
Ich glaube, dass dies mit die wichtigste Regel ist. Und der Grund, warum ich bisher es noch nicht geschafft habe, einen Roman zu Ende zu schreiben: sobald ich eine Blockade habe, hörte ich auf, legte da Projekt auf Eis. Dann kamen neue Ideen, die viel spannender und cooler klangen und schwupps – das alte Projekt war vergessen.
8. Arbeiten Sie nur an einem Computer, der keine Internetverbindung besitzt!
Vermutlich ein Synonym für: schalten Sie jede Ablenkung aus, die sich Ihnen bieten könnte. Ich muss gestehen, ich mache das nicht. Aber vielleicht sollte ich es mal wirklich ausprobieren. Andererseits schaue ich auch oft Dinge nach, bei denen ich mir nicht sicher bin oder poste mal schnell eine Frage ins Forum, in der Hoffnung, dass mir einer antwortet :D.
9. Schreiben Sie nie für den idealen Leser, außer, Sie sind es selbst!
Mhm. Auch schwierig wieder finde ich. Also man schreibt ja (in meinem Fall jetzt) für eine gewisse Zielgruppe, an die man sich schon anpassen muss. Allerdings sollte einem seine Geschichte in erster Linie auf jeden Fall auch selbst gefallen. Von Dingen, von denen man selbst nicht überzeugt ist, kann man nur sehr schwer andere Leute überzeugen.
10. Talent triumphiert. Wenn Sie Talent haben, vergessen Sie alle Regeln.
Ohje. Kann natürlich sein. Doch wann genau hat man Talent? Wer bescheinigt einem das? Um nochmal auf Stephen King zurückzukehren: der Mann hat auf jeden Fall Talent und nach eigenen Aussagen plotet er auch nie groß, sondern schreibt einfach drauf los. Allerdings hat er für sich selbst über die Jahre auch einige Regeln und Marotten für das Schreiben und für die Korrektur entwickelt. Ich denke, ganz ohne Regeln geht es nicht. Lyrik, Epik, jede Form der Geschichte braucht eine gewisse Grundstruktur und baut auf Grundelementen auf, die unverzichtbar sind. Was man dann damit macht, ist natürlich wieder etwas anderes.
Was haltet Ihr von diesen Regeln? Welche findet ihr gut, welche schlecht? Welche Erfahrungen habt ihr damit schon gemacht?