Wie man einen guten Dialog schreibt – Tipps von James N. Frey

Wie ihr eventuell wisst, schreibe ich ja an einem Jugendbuch. Um mich mit Gleichgesinnten auszutauschen, treibe ich mich jetzt öfter in verschiedenen Foren rum. Dort fiel das Gespräch letztens auf das Thema „gute Dialoge schreiben“. Da ich es schwer finde, einen wirklich echt klingenden und interessanten Dialog zu schreiben, habe ich also in meinen Büchern geblättert und möchte euch hier ein paar Tipps zusammen stellen, die James N. Frey in seinem Buch „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ (übrigens trotz des recht aufmerksamkeitsheischenden Titels ein wirklich empfehlenswertes Buch) erwähnt.

Der Unterschied zwischen einem direkten und einem indirekten Dialog

Laut Frey gibt es zwei Arten der Dialoge: den direkten Dialog sowie den indirekten Dialog. Der direkte Dialog zeichnet sich dadurch aus, dass die Protagonisten ganz klar in jedem Satz kommunizieren, was sie möchten, wie, warum und wann. Er enthält keine versteckten Botschaften, keine Metaphern, man muss nicht zwischen den Zeilen lesen. Auch wenn ein direkter Dialog an manchen Stellen des Romans durchaus sinnvoll und auch nützlich sein kann (oder sogar verwendet werden muss, um einen Sachverhalt zu klären), dann ist er oft auch vor allem eines: langweilig. Hier mal ein (zugegebenermaßen wirklich sehr direktes) Beispiel:

„Hallo“, sagt Simon. „Hey.“, sagt Maria und schaut von ihrem Buch auf. „Darf ich mich setzen?“, fragt Simon und wird rot. „Ja klar“, antwortet Maria und rückt ein Stück zur Seite. „Was ich dich fragen wollte… also.. folgendes… willst du vielleicht mit mir ausgehen?“, die Worte stolpern aus Simons Mund.

Gähn. Wir wissen direkt, was Simon möchte und zwischen den beiden entwickelt sich keine Atmosphäre. Beide Charaktere wirken langweilig und eindimensional. Und ich fürchte, dieser Eindruck würde sich auch noch nach zwei Seiten weiterem Gespräch nicht groß ändern. Doch was sollen wir tun? Schauen wir uns zunächst einmal die Definition des indirekten Dialogs an.

Der indirekte Dialog  zeichnet sich dadurch aus, dass die Protagonisten ihre Wünschen eben nicht direkt kommunizieren. Sie sprechen in Rätseln, sie lügen, sie stellen sich in einem besseren Licht dar, sie verschleiern ihre Ziele. Der Protagonist wirkt dadurch interessant, klug, ideenreicher. Ich denke, jedem von uns ist es schon einmal passiert, dass er in einer Situation alles anderes als geistreich reagiert hat und ihm dann abends im Bett ungefähr hundert alternative Reaktionen eingefallen sind – nur leider zu spät. Unserem Protagonist sollten diese Reaktionen direkt einfallen, um ihn interessanter zu machen. Der Leser merkt ja nicht, dass die Antwort gar nicht so spontan war, wie es scheint, sondern wir als Schreiberlinge uns tagelang darüber den Kopf zerbrochen haben. Hier mal der Versuch, aus der obigen Szene eine Szene mit indirektem Dialog zu machen:

„Du sitzt auf meinem Platz“, sagt Simon. „Oh. Was?“, Maria schaut verwirrt von ihrem Buch auf. „Ich sitze schon immer hier, seitdem ich auf dieser Schule bin. Und jetzt hast du ihn mir weggenommen. Das Mindeste, was du nun tun kannst, ist mir den Platz neben dir anzubieten!“ Maria lacht und rückt einen Stück zur Seite, „Na klar, setz dich.“ „Ich weiß übrigens, was du heute Abend machst“, sagt Simon, „du hast heute Abend eine Verabredung…“

Und so weiter und so fort. Zugegeben, auch dieser Dialog ist keine Meisterleistung, aber ich hoffe, der Unterschied zu dem direkten Dialog wird deutlich. Simon sucht sich einen Vorwand, um sich zu setzen, er versucht charmant zu sein und Maria zum Lachen zu bringen. Der Dialog versucht, aus einer Standard- Situation etwas außergewöhnliches zu machen.

Die vier Fragen, die man sich bei jeder Dialogzeile stellen sollte

Desweiteren empfiehlt Frey, dass man bei der Überarbeitung seines Romans sich bei jeder Dialogzeile folgende Fragen stellen sollte:

  • Liegt ein Konflikt vor?
  • Ist der Satz/ die Frage abgedroschen?
  • Kann man das nicht besser indirekt formulieren?
  • Ist der Satz / die Frage so farbig und geistreich wie nur möglich

Wie schon in jeder guten Szene sollte auch in einem Dialog ein zentraler Konflikt vorliegen, um ihn spannend zu gestalten. Außerdem sollte man darauf achten, auch im Dialog keine abgedroschenen Stereotype zu verwenden. Dies erweist sich manchmal als sehr schwer (als Beispiel: „Alles in Ordnung bei dir?“ klingt sehr langweilig, „Alles in Butter?“ klingt dagegen für mich nach einem Klischee – Seefahrer, „Läuft’s bei dir?“ geht schon eher in die Richtung Jugendsprache etc.).

Insgesamt sollte ein Dialog immer vor allem eins sein: lebensnah. Verfeinert wird er, wenn er zudem noch indirekt, farbenfroh, wortgewandt und Klischee-frei ist.

Was haltet ihr von diesen Tipps? Habt ihr eigene, um euren Dialog lebhaft und farbenfroh zu gestalten?

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4 Kommentare zu „Wie man einen guten Dialog schreibt – Tipps von James N. Frey

  1. Ich besitze das Buch auch und möchte mich der Aussage anschließen, dass da einige interessante Punkte drin sind. Wie man Dialoge schreibt, gehört sicherlich dazu. Was ich inzwischen im hilfreichsten finde, sind seine Aussagen zum Thema „Prämisse“.

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  2. Ausgerechnet das Kapitel über die „guten Dialoge“ ist das Schlimmste in diesem Frey-Buch. Was Frey da vorexerziert, sind keine „besseren Dialoge“ sondern „andere Dialoge“ mit anderen Charakteren. In diesem Beispiel hier ist der Simon aus Dialog eins ein normaler netter Knabe, der ein bisschen verlegen ist beim Traumfrau-Ansprechen und der deshalb eher unlocker wirkt und direkt zum Punkt kommt. Der andere Simon ist ein Aufreißer und Sprücheklopfer, ein Routinier in Sachen Mädchen-Klarmachen.

    „Direkter Dialog“ – so ein Unfug! Sobald „echt gesprochen wird“, ist es direkte Rede – ob die Sprecher eher direkt auf den Punkt kommen oder rumlabern oder Sprüche klopfen oder …, hängt von den Sprechern ab.
    „Ist der Satz so farbig und geistreich wie möglich?“ ist in dem Zusammenhang eine (sorry) saudumme Frage. Die Figur soll passend sprechen und wenn sie weder farbig noch geistreich ist, dann soll sie auch nicht so reden.

    Das Einzige, was ich unterschreiben kann. ist „Insgesamt sollte ein Dialog immer vor allem eins sein: lebensnah.“ – wobei statt „lebensnah“ oder „echt“ „glaubhaft“ die bessere Vokabel wäre.

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    1. Ich muss sagen, je mehr ich mich mit dem Thema Schreiben auseinandersetze, desto mehr missfällt mir auch an Freys Ratgeber. Aber ich werde jetzt das Kapitel auf jeden Fall nochmal lesen – jetzt auch noch einmal mit einem kritischeren Auge!

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