Archiv für den Monat Juni 2015

Eine Idee macht noch keinen ganzen Plot

Während ich an meinem Projekt geschrieben habe in der ersten Fassung, flogen mir ständig neue Ideen durch den Kopf, die alle viel spannender und cooler klangen als meine aktuelle. Und die kleine Stimme, die flüsterte: „Hör auf zu schreiben, fang eine neue Geschichte an!“, war praktisch omnipräsent. Ich habe die neuen Ideen dann einfach separat aufgeschrieben in mein Notizbüchlein und dachte, ach, all die ganzen Geschichten schreibst du, wenn du mit der jetzigen fertig bist.

Nun, da es soweit ist, saß ich also vor meinen Aufzeichnungen und musste leider feststellen, dass eine gute Idee oft nicht reicht, um einen ganzen Plot auszuarbeiten. Ich meine, na gut, ich bin da auch ein bisschen naiv drangegangen. Ich dachte, ich könnte mich hinsetzen und direkt die nächste Geschichte plotten. Aber musste dann doch feststellen, dass man mehr Input, mehr Ideen, mehr Charakter braucht, um eine Geschichte zu plotten. Das hat mir erstmal wieder einen Dämpfer versetzt.

Also gehe ich jetzt erstmal weiter auf Ideenfang und schaue, welche Grundidee ich weiter ausbauen kann, oder welche ich miteinander kombiniere 🙂

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Das Modell der Heldenreise

Das Modell der Heldenreise ist ein dramaturgisches Stilmittel zum Planen und Plotten von Geschichten, das unter Anderem auf den Schrift von Joseph Campbell beruht. Die Heldenreise stellt die Entwicklung des Heldens auf seiner Reise in den Vordergrund und wird in vielen Geshichten oder Filmen angewandt. Sie besteht insgesamt aus 12 Schritten, die sich in drei Teile untergliedern lassen:  Trennung, Prüfung und Ankunft.

Phase 1: Trennung

  1. Vorstellen des Status Quo. Dem Leser wird der Held in seiner momentanen Lebens- und Gemütslage präsentiert.
  2. Auslöser. Die Handlung wird durch einen Vorfall oder ein Gespräch in Gang gesetzt.
  3. Dabei erhält der Held einen Gegenstand oder eine Auskunft, die für seine Reise essentiell ist (so zum Beispiel der Ring, den Frodo bekommt.)
  4. Weigerung und Warnung. Oft möchte der Held zunächst die Reise nicht antreten. Oder er möchte, aber seine Familie oder Freunde versuchen ihn davon abzuhalten (ihr erinnert euch an das Finale von Harry Potter? Als Harry Ron und Hermine extra nicht gesagt hat, dass er in den Wald geht? Der wusste Bescheid!)
  5. Oft bekommt der Held noch eine weitere Figur zur Seite gestellt, die als Freund und Berater fungiert. Was wäre Frodo ohne Sam? Harry ohne Ron? Brain ohne Pinky?

Phase 2: Prüfung

  1. Prüfungen vor dem zentralen Wendepunkt. Alle Änderungen des Charakters, die vor dem Wendepunkt der Geschichte abgehalten werden.
  2. Prüfungen nach den zentralen Wendepunkt. Das ist glaube ich selbsterklärend dann jetzt :D.
  3. Irgendwann im Verlauf der zweiten Phase hat unser Held eine Zeit der Selbsterkenntnis, die ihn darauf vorbereitet in die dritte Phase der Heldenreise einzutreten.

Phase 3:  Ankunft

  1. Neue Aufgaben. Nach dem Konflikt ist vor dem Konflikt. Unser Held muss noch neue Aufgaben bestehten.
  2. Finale Auseinandersetzung. Oft kommt es am Ende zu einem Showdown, bei dem die Emotionen noch einmal richtig hochkochen.
  3. Nun wird Tacheles geredet. Hat der Held den finalen Showdown gewonnen, gibt es eine Belohnung. Wenn nicht, eine Bestrafung.
  4. Der Ausgang wird erneut aufgegriffen und der Ausgang erneut dargestellt. („All was well“)

Was haltet ihr von dem Modell der Heldenreise? Habt ihr eine Geschichte schon einmal nach diesem Muster geplant? Vielleicht sogar unbewusst?

Tag 86 – Die erste Rohfassung ist fertig!

landscape, mountains, nature, man

© pexels.com

Leute, ich glaube es fast selbst nicht. Aber es ist geschafft! Soeben habe ich die erste Rohfassung meines Manuskripts fertig geschrieben! Ich freue mich total und bin stolz, dass ich es diesmal wirklich durchgezogen habe.

Der Schreibprozess

Die letzten Szenen haben mir beim Schreiben nochmal so richtig Spaß gemacht. Zum Einen wurde die Geschichte ja auch immer spannender, zum Anderen wurden meine Figuren immer besser und die Szenen ließen sich insgesamt schneller und einfach schreiben. Gerade der Schluss hat mir Spaß gemacht: ich hatte zwar ein grobes Konzept, aber es fehlten noch viele Kleinigkeiten und ich wusste noch nicht richtig, wie ich denn Spannung aufbauen könnte, gerade in der vorletzten Szene nochmal. Doch, anstatt dass ich für die Szene deshalb länger gebraucht hätte oder Probleme beim Schreiben hatte, trat genau das Gegenteil ein: die Szene wurde spannend und lebhaft und strömte nur so aus meinen Kopf quasi. Eine super Erfahrung! Vielleicht sollte ich in Zukunft gar nicht mehr so genau plotten, mal sehen.

Was jetzt erstmal noch ansteht?

Ich werde es aus meinem Schreibprogramm yWriter5 herausexportieren und in ein Word Dokument mit Normseitenformat überführen. Und dann einmal die groben Rechtschreibungs- bzw. Tippfehler korrigieren. Und dann werde ich es erstmal für einen Monat ruhen lassen. Anschließend korrigiere ich es selbst einmal auf den reinen Inhalt (d.h. ich werde es an einem oder zwei Tagen komplett lesen und grobe Protlöcher oder Logikfehler beheben). Anschließend widme ich mit den Korrekturvorschlägen meiner Alpha-Leser, die ich dann in die Korrektur einbauen werde. Außerdem weiß ich ja bei einigen Stellen auch selbst, wo es noch hapert und wenn ich erstmal ein bisschen Abstand gewonnen habe, dann werden das bestimmt noch mehr. Daaaaannn schicke ich die korrigierte Fassung an hoffentliche bereitwillige Betaleser, erneute Korrektur. Und dann mal sehen, wie mir das Manuskript dann gefällt.

Was mache ich in dem Monat, in dem das Manuskript nur rumliegt?

Ich hatte euch ja schon erzählt, dass ich vorhabe, an verschiedenen Ausschreibungen teilzunehmen. Das werde ich auf jeden Fall vertiefen. Habe mir jetzt für mich interessante rausgesucht und bei Excel eine Übersichtsliste erstellt, mit Verlag, Thema, Deadline etc. Zwei der Kurzgeschichten (zum Thema „Horror Clowns “ und zum Thema „Moor“) sind bereits grob geplottet, bei einer steht zumindest schon die Idee (Thema: „Labyrinth“).

Außerdem möchte ich mit der Schneeflockenmethode an der Ausarbeitung eines neuen komplexen Manuskripts arbeiten. Ideen habe ich schon einige, aber ich weiß noch nicht, welche ich benutze oder in welche Richtung es genau gehen wird. Aber ich halte euch natürlich auf dem Laufenden.

Im Zuge dessen könnte ich auch eigentlich mal die Struktur dieses Blogs umgestalten, sodass die einzelnen Projekte übersichtlicher dargestellt werden. Mal schauen.

Wie weit seid ihr mit eurem Projekt? Was macht ihr, wenn ihr eine Rohfassung beendet habt?

Wie erzeugt man Spannung?

Heute widme ich mich mal dem Thema: Wie man Spannung erzeugt. Ich wollte euch (und mir) einfach mal ein paar Tipps zusammenstellen, damit ihr eure Szenen spannend und anschaulich schreiben könnt und euren Leser bei der Stande haltet. Natürlich ist das Thema wahnsinnig komplex und ein einziger Blogartikel kann bei weitem nicht das ganze Feld der Spannungserzeugung abdecken, deshalb versuche ich nur einen groben Überblick zu liefern und nach und nach weitere Einträge für die Details zu liefern.

Es gibt verschiedene Wege und Arten Spannung zu erzeugen.  Genauso wie es verschiedene Definitionen von Spannung gibt.  Spannung, oder auch Suspense,  © pexels.com

ist ein Begriff aus der Literaturwissenschaft bedeutet, dass der Leser in Unsicherheit schwebt hinsichtlich eines befürchteten oder erhofften Ereignisses.  Aber was heißt das nun? Schauen wir uns die verschiedenen Ebenen der Spannung einfach mal an:

Ebene 1: Spannung innerhalb eines ganzen Romans

Zunächst einmal lebt der Roman von seiner Idee und seinen Charakteren. Aber natürlich sollte der komplette Roman auch spannend sein und den Leser dazu bringen, eine Seite nach der anderen umzublättern und den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Spannung innerhalb eines Romans kann man mithilfe sogenannter  Spannungsbögen im Vorhinein erzeugen und planen. Dazu gibt es verschiedene dramaturgische Hilfsmittel, wie zum Beispiel die 3- oder 5- Akt Struktur. Durch eine schon vorher geplante und festgelegte Strukur der Geschichte, voller Wendungen  und Tiefpunkte, stellt man schon vor dem Schreiben sicher, dass die Geschichte nicht einfach nur so dahindümpelt, sondern auf mehrere mehr  oder minder spannende Punkte zuläuft.

Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass der Leser sich mit dem Protagonisten identifizieren kann oder ihn zumindest gerne hat. Was nützt einem ein noch so spannder Showdown, wenn es allen egal ist, was mit der Person geschieht? Dann fällt sie eben die Klippe runter, na und? Sie war eh unsympathisch.

Ebene 2: Spannung zwischen den Szenen

Hat man eine grobe Strukur der ganzen Geschichte ausgearbeitet, kommt es nun darauf an, dass man auch die einzelnen Szenen so verknüpft, dass sie den Leser möglichst zum weiterlesen animieren. Dies kann man mit verschiedenen Mitteln tun, die sich vor allem auf das Ende einer Szene beziehen (auf dieser Ebene geht es primär um die Verbindung und den Übergang zwischen den einzelnen Szenen, Ebene 3 beschäftigt sich dann mit den einzelnen Stilmitteln innerhalb einer Szene). Da wäre zum Beispiel der Cliffhanger zu nennen. Das bedeutet nichts anderes, als dass man die Szene an der spannendsten Stelle (der Held hängt gerade über einer Klippe und droht abzustürzen) die Szene beendet und in eine andere Perspektive wechselt. Aber aufgepasst, man sollte es mit der Anzahl der Cliffhanger nicht übertreiben, sonst fühlt sich der Leser mit Absicht hinters Licht geführt! Ebenso beliebt wie Cliffhanger sind offene Enden, um Spannung zu erzeugen.  Man beendet die Szene dann nicht am dramatischsten Punkt, aber da, wo die größte Unsicherheit herrscht, wie es denn nun weitergehen könnte.

Ebene 3: Spannung innerhalb einer Szene

Um Spannung innerhalb einer Szene hervorzurufen, gibt es viele kleinere Tipps, aber auch einige planungstechnische Aspekte. Spannung entsteht immer dann, wenn die Geschichte ein Konflikt bildet. Dementsprechend sollte es in jeder Szene einen äußeren Konflikt, sowie einene inneren Konflikt geben. Beim äußeren Konflikt passiert etwas mit dem Protagonisten auf das er reagieren und aktiv handeln muss. Der innere Konflikt spielt sich, wie der Name schon sagt, im inneren des Protagonisten ab und dreht sich um dessen Gedanken, Wertevorstellungen und Entscheidungen, die am besten nicht alle perfekt sortiert und klar, sondern problematisch, konfliktbehaftet und verworren sein sollten. Naja gut, nicht verworren. Aber nicht so leicht auf einen Nenner zu bringen.

Sprachlich kann man Spannung in seine Szene bringen, in dem man kurze Sätze schreibt. Oder lange Sätze, die man in kurze Einheiten unterteilt, damit ein Gefühl der Hektik und der Geschwindigkeit aufkommt. Er stieg aus dem Wagen, hastete den Hügel hoch, schaute sich um, sah nichts, lief schnell weiter. So in etwa. Detaillierte Beschreibungen sind in solchen Szenen eher fehl am Platz, wenn man spannungsgeladene Geschwindigkeit in seinen Text bringen möchte.

Zusätzlich gibt es noch einige kleine Tricks, mit denen man Spannung erzeugen kann. Hierzu zählt das Verwenden von:

  •       Geheimnissen (der Leser wird im Unwissen gelassen)
  •       Überraschungen
  •       Konflikten
  •       Rätsel
  •      Wissensvorsprung (der Leser weiß etwas, was der Protagonist nicht weiß und sieht ihn in sein Verderben rennen)

Welche Tricks und Kniffe kennt ihr, um Spannung zu erzeugen? Was klappt bei euch gut, was weniger? Gibt es eine Methode von der ihr absolut überzeugt seid oder von der ihr absolut nichts haltet?

Einfach drauf los schreiben & die Ideen kommen von ganz alleine ;D

Gestern hatte ich überhaupt keine Lust zu schreiben. Aber so gar keine. Die Szene, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte zu schreiben kam mir langweilig, glanzlos, einfallslos vor. Nichts passierte und passte mehr in meinen Augen, ich hatte sogar schon überlegt, die Szene ganz zu streichen. Was also tun, wenn eine Schreibblockade im Anmarsch zu sein scheint?

Die Antwort ist so simpel wie nervenauftreibend: ich habe mich einfach hingesetzt und mich gezwungen, etwas zu schreiben. Dabei hatte ich von vornherein den Anspruch an mich, dass das Geschriebene nicht gut sein muss. Ich hatte sogar schon im Hinterkopf, das Geschriebene im Anschluss einfach wieder zu löschen. Aber Hauptsache, ich habe überhaupt versucht diese Szene mit Leben zu füllen und meine Protagonisten auf ihre Reise voran zu bringen.

Also setzte ich mich hin und schrieb drauf los. Und während des Schreibens flossen auf einmal nur so die Ideen. Auch wenn meine Szene jetzt eine völlig andere Wendung genommen hat, als eigentlich vorher geplant. Trotzdem bin ich recht zufrieden.

Der Pro-Tipp für heute deshalb: Wenn man mal eine Blockade hat oder einfach keine Lust auf die Szene, die man geplant hat, hilft es manchmal einfach drauf los zu schreiben. Auch schlecht schreiben kann zu guten Ergebnissen und Ideen führen! Und es motiviert ungemeine, wenn man trotzt „Unlust“ am Ende des Tages doch etwas produktives geschafft hat!

Beliebte Fehler, Teil 2: Wieso Tom starb und nicht gestorben wurde – Passiv vermeiden?

Heute ein weiterer Artikel in der Reihe: Beliebte Fehler des kreativen Schreibens. Nachdem ich mich das letzte Mal schon mit dem Thema Infodump beschäftigt habe, komme ich heute zu einem weiteren beliebten Fehler: der Verwendung des Passivs, wenn das Aktiv doch viel spannender gewesen wäre – oder mehr Sinn gemacht hätte. Bitte verzeiht mir die Überschrift, ich konnte nicht widerstehen :D.

Der Unterschied zwischen Aktiv und Passiv

Fangen wir erstmal an mit ein bisschen grundlegender Grammatik 😀 .Prinzipiell gibt es zwei mögliche Handlungsrichtungen eines Verbes in der deutschen Sprache: Aktiv und Passiv. Zu unterscheiden sind die beiden Formen durch die Blickrichtung auf dem von Verb beschriebenen Vorgang. Im Aktiv ist der Handelnde immer identisch mit dem Subjekt:

Bsp: Lisa trägt den Eimer die Treppe hinunter.

Im Gegensatz dazu rückt im Passiv die handelnde Person in den Hintergrund oder wird gar nicht genannt.

Bsp: Der Eimer wird die Treppe herunter getragen. 

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass es im Aktiv nur eine Form gibt, wohingegen man im Passiv unterscheidet zwischen:

  • Vorgangspassiv (auch „werden“-Passiv genannt)
  • Zustandspassiv (auch „sein“-Passiv genannt)

Das Vorgangspassiv wird mit „werden“ und dem Partizip Perfekt gebildet. Es beschreibt einen Vorgang, in dem der Handelnde in den Hintergrund gestellt wird.

Bsp: Das Fenster wird geöffnet.

Das Zustandspassiv hingegen wird mit „sein“ und dem Partizip Perfekt gebildet. Es beschreibt, wie der Name schon sagt, keinen Vorgang, sondern einen Zustand. Es schildert somit das Ergebnis eines Vorgangs. Auch hier wird der Handelnde meist weggelassen.

Bsp: Das Fenster ist geöffnet.

Wieso sollte man Passivsätze vermeiden?

Soviel erst einmal zur Theorie. Doch warum sollte man Passivsätze überhaupt vermeiden? Im Deutschunterricht hatten wir früher einen ganzen Passivthemenblog, in dem wir nur passive Berichte über Einbrecher und Diebstähle schreiben mussten. Nachteile sind jedoch:

  • Passivsätze sind länger als Aktivsätze und verleiten zu Mammutkonstruktionen.
  • In Passivsätzen wird „werden“ oder „sein“ verwendet. Dies doppelt sich bei vielen Passivsätzen dann schnell.
  • Je länger der Passivsatz, desto schwerer das Verständnis: da uns nicht direkt mitgeteilt wird, wer die Handelnde Person ist, muss der Leser das aus dem Kontext erschließen. Bei langen Sätzen fällt dies oft schwer.
  • Passivsätze sind unpersönlich und unbestimmt. Die Identifikation mit dem Protagonisten wird dadurch schwerer.
  • Passivsätze wirken oft „ängstlich“. Zwar können sie gut als Stilmittel eingesetzt werden, in zu großen Mengen wirken sie aber oft so, als würde der Autor sich davor drücken wollen, Tatsachen zu benennen.

Natürlich ist ein Passivsatz, an der richtigen Stelle sinnvoll und sollte dann auch eingesetzt werden. Auch als gezielt verwendetes Stilmittel machen sich Passivsätze gut. Vermeiden sollte man es jedoch, seine Sätze mit Passivkonstruktionen zu überladen!

So, ich werde mich jetzt erstmal an einen meiner Texte setzen und diese auf Passivkonstruktionen durchlesen. Mal sehen, was ich da so alles finde und ob sie aktiv formuliert besser klingen!

Tag 77 – der erste Rückstand :(

Heute ist Tag 77 meines Projekts: einen Roman schreiben in sechs Monaten. Und so langsam kommen mir Zweifel, wie realistisch mein Projekt überhaupt ist. Naja gut, dass reine Schreiben bekommt man in dieser Zeit schon gut hin, aber dann auch noch das Korrigieren…..

Ich bin glaube ich eher so ein „Bildhauer-Typ“, also ich lege von Korrektur zu Korrektur immer mehr neue und (hoffentlich) bessere Teile meiner Geschichte frei. Aber dieser Prozess braucht nun einmal auch Zeit. Außerdem bin ich zum ersten Mal im Rückstand mit meinem Plan! 😦 Die letzten Szenen wurden jetzt immer länger (teilweise einfach doppelt so lang, wie die davor) und dementsprechend hinke ich im Moment… mhm.. 2 Szenen in meinem Zeitplan hinterher. Hinzu kommt, dass ich noch relativ viel Zeit in meine Kurzgeschichte investiert habe. Heute wird sie noch einmal korrigiert und dann an zwei weitere Probeleser geschickt. Dann noch einmal in die Korrektur und dann werde ich sie wohl abschicken.

Jetzt, wo ich auf den Trichter mit den Schreibwettbewerben gekommen bin, habe ich erstmal feststellen können, wie viele gute und interessante Ausschreibungen es wirklich gibt. Zum Üben und einfach mal um das Gefühl zu haben: „Ich habe endlich mal eine Geschichte zu Ende geschrieben.“, sind die echt super. Und wer weiß, vielleicht habe ich ja sogar irgendwo und irgendwann mal eine Chance auf eine Veröffentlichung!

So, und anstatt jetzt hier in dem Blog zu schreiben, sollte ich mein eigenes Projekt mal weiterschreiben. Ich nähere mich mit großen Schritten dem Ende und merke, dass meine Charaktere jetzt immer greifbarer und natürlicher sind. Dafür muss ich dann vermutlich den Anfang nochmal umschreiben, aber was soll’s. Da ich eh am Anfang die Szenen stärker zusammenfassen muss (ich habe gemerkt, dass ich zu oft die Perspektive wechsle, das bringt zu viel Unruhe), kommt da eh noch einiges an Arbeit auf mich zu.

Achja, eine Sache noch. Ich hatte jetzt überlegt eine Serie zu starten mit dem Titel: „Beliebte Fehler beim Schreiben“. Der Eintrag über „Infodump“ wäre somit der erste in dieser Reihe. Was meint ihr dazu?

Infodump – was das ist und wie man es vermeidet.

Da ich beim Schreiben meines Romans in sechs Monaten ja auch ein bisschen unter Zeitdruck leide (durchaus gewollt), beschäftige ich mich schon während des Schreibprozesses mit Korrekturmöglichkeiten. Heute habe ich also das Phänomens des Infodumps etwas näher unter die Lupe genommen.

Infodump – was ist das?

Unter Infodump versteht man Textabschnitte, die einzig nur Informationen an den Leser bringen wollen. Handlungsmäßig passiert in diesen Textabschnitten überhaupt gar nichts, sie sind reine Aufzählung von Fakten und Tatsachen und langatmige Erklärung z.B. der Familiengeschichte, des Hintergrunds der Figur etc. Häufig tritt Infodump am Ende der ersten oder zu Beginn der zweiten Seite eines Manuskripts auf, weil man möglichst viel Informationen geben möchte.

Was ist das Problem beim Infodump?

Es ist schlicht und ergreifend langweilig. Man nimmt seinem Text selbst sämtliche Spannung, in dem man in weitschweifige Erklärungen abdriftet, das Tempo aus der Geschichte nimmt und praktisch alles tut, um den Spannungsaufbau zu verhindern.

Wie erkenne ich, ob ich Infodump in meinem Text benutzt habe?

Man sollte sich folgende Fragen stellen, bevor man überhaupt seinen Text beginnt zu schreiben:

  • Welche Information brauche ich überhaupt am Anfang?
  • Welche Information kann ich evtl später erst einbauen?
  • Welche Information kann sich der Leser selbst aus meinem Text erschließen?

Bei der Durchsicht seiner Textabschnitte sollte man dann genau darauf achten, ob es Abschnitte gibt, in denen zwar keine Handlung zu erkennen ist, aber man trotzdem viele Informationen erhält.

Wie korrigiere ich am Besten?

Sobald man seine Infodump-Stellen im Text ausfindig gemacht hat, gilt es: die identifizierten Stellen entweder so umschreiben, dass sich aus ihnen eine Handlung ergibt – oder aber radikal rauskürzen. Der Leser kann oft mehr zwischen den Zeilen herauslesen, als man als Schreiber annimmt. Solange der Handlungsablauf logisch bleibt, kann der Infodump herausgestrichen werden.

Ich selbst finde es trotz allem immer noch recht schwer, solche Stellen in meinen Texten zu finden. Habt ihr da eine besondere Vorgehensweise oder einen besonderen Trick?

Tag 70 – Plotänderungen und Ausschreibungen

Tag 70 meines Selbstprojekts: einen Roman schreiben in 6 Monaten. Und was soll ich sagen, ich komme gut voran! Nachdem meine Charaktere mir meinen Plot gegen Ende ein wenig umgeschmissen haben, habe ich das Ende nun angepasst und bin mit der Handlung sehr zufrieden. Einzig über eine zusätzliche Schlussszene muss ich mir noch den Kopf zerbrechen. Und, eine neue Erkenntnis: je spannender meine Geschichte wird, desto mehr Lust habe ich weiter zu schreiben und desto einfacher fällt es mir auch. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich meine Charaktere mittlerweile so gut kenne.

Ansonsten habe ich mich entschlossen an einem Schreibwettbewerb teilzunehmen. Primär deswegen, weil ich gerne mal wüsste, wie eine Jury meinen Schreibstil bewertet. Außerdem kommt es beim Suchen eines Verlages später vermutlich immer gut, wenn man schon einmal wenigstens eine kleine Veröffentlichung vorweisen kann. Die Ausschreibung hat das Thema „Meer“ und „Seefahrt“ und ich werde in meinem Genre bleiben, also etwas gruseliges schreiben.

Soweit mein Statusbericht, heute mal nicht ganz so lang, ich möchte mich wieder ans Schreiben setzen! 😀

Wenn die Charaktere dir deine Handlung umschmeißen

Ich glaube, viele von euch hatten beim Schreiben ihres Romans auch das folgende Problem, vorausgesetzt, sie haben vorher geplottet. Man überlegt sich die Handlung, jede einzelnen Szene, jedes Setting, seine Charaktere, ihre Entwicklung und alles passt perfekt zusammen. Man setzt sich hin und fängt an zu schreiben – und dann das: die Charaktere, machen einfach nicht mehr, was sie machen sollen. Dies kann sich verschieden äußern, wie ich bisher feststellen musste:

–       Man möchte eine Szene schreiben, aber irgendwie geht es nicht.

–       Dialoge klingen auf einmal falsch und gestellt.

–       Man kommt nicht mehr in einen vernünftigen Schreibfluss.

–       Im schlimmsten Fall endet es in einer Schreibblockade.

Genau dasselbe ist mir in einer meiner letzten Szenen auch passiert. Meine Protagonisten sollten sich unterhalten – aber sie wollten nicht. Egal, wie ich in das Gespräch einsteigen wollte, es klappte nicht. Ich habe lange nachgedacht, woran das liegen könnte und bin zu einem Ergebnis gekommen, das gar nicht so unerfreulich ist, wie befürchtet: Die von mir vorgesehene Handlung und die dafür notwendigen Entscheidungen, die mein Protagonist dazu treffen müsste, passen nicht mehr zu ihm. Seine Persönlichkeit hat sich beim Schreiben in eine ganz andere Richtung entwickelt. Während des Schreibprozesses ist sein Charakter auf einmal lebendig, vielfältig und eigensinnig geworden. Ich kann noch so viele Charakterbögen schreiben und Eigenschaften festlegen: wenn mein Protagonist nicht so handelt, dann werden diese niemals deutlich und seine Handlung zeigen eventuell in eine ganze andere Richtung (an dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an Kai Aline, die mir zu dieser Einsicht verholfen hat, als ich in der Szene feststeckte!).

Aber (jetzt kommt das große ABER!): das ist auch gut so. Ein guter Roman ist charaktergetrieben. Er lebt davon, dass die Protagonisten Entscheidungen treffen und Handlungen durchführen, die zu ihnen passen, die man ihnen abkauft, die dreidimensional und realistisch sind.

Mein Fazit also: auch wenn ich meinen Plot abändern musste und ich mich am Anfang dagegen gesträubt habe innerlich (ich habe doch schon so viel Zeit vorher in die Planung investiert und das soll ich jetzt wieder umwerfen?!), so kann ich diese Erfahrung trotzdem als Erfolg verbuchen. Es hat mir gezeigt, dass meine Protagonisten sich gar nicht so schlecht entwickelt haben bisher und in die richtige Richtung gehen.

Kennt ihr diese Situation auch? Was macht ihr dagegen?