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Tag 9: Charaktere entwerfen mal anders

Wochenende, Sonne – die perfekte Zeit zum plotten, wie ich finde. Schön im Garten sitzen, das Notizbuch in der Hand, es gibt weniger, was entspannender wirkt. Diesmal habe ich eine etwas andere Methode zum Entwerfen meiner Charaktere genutzt und die wollte ich gerne mit euch teilen, weil ich jetzt relativ zufrieden bin.

Ich hatte bei meinem letzten Projekt oft das Gefühl,  das meine Charaktere zu flach sind und musste immer wieder anschließend daran feilen. Die Lösung, die ich für dieses Problem gefunden habe, ist recht trivial: Meine Charaktere hatten zu wenig Eigenschaften. Sie hatten jeweils ein zwei dominant gute und schlechte, aber das ist einfach hochgradig unrealistisch. Also habe ich diesmal, noch bevor ich auch nur irgendwie über das Aussehen nachgedacht habe, als erstes eine Eigenschaftliste der Person erstellt mit mind. 7 – 10 guten, 7 – 10 neutralen und 7-10 negativen Eigenschaften. Hilfe hatte ich dabei auf dieser Seite hier.  Sie listet über tausend Eigenschaften auf, was wirklich sehr hilfreich beim brainstormen ist. Sobald ich die Eigenschaften hatte, war es viel viel leichter über Motivationen und Ziele nachzudenken. So hatte ich schon nach der Hälfte der Zeit, die ich sonst für einen Charakterbogen brauche, das Gefühl, einen viel tieferen, mehrdimensionalen Charakter entworfen zu haben.

Langsam nimmt nun auch die Geschichte immer mehr Form an, die Handlungen werden klarer, eben auch dadurch, da ich einige der Charaktere nun besser kenne. Im Laufe der Woche möchte ich nun die restlichen Charaktere ausarbeiten und dann langsam die einzelnen Szenen plotten!

Den nächsten Beitrag von der Blogparade gibt es übrigens im Laufe der Woche – Tsaphyre ist krank und muss sich noch schonen, an dieser Stelle auch noch einmal gute Besserung! 🙂

Wie man einen guten Roman schreibt, die 7 in 7 Methode, Teil 3

Heute haben wir den letzten Teil der 7 in 7 Methode zum Plotten des Romans, also Schritte fünf bis sieben. Viel Spaß!

Schritt 5:

Nun geht es an die Nebenplots. Jede gute Geschichte (Ausnahmen bestätigen die Regel) hat nicht nur einen Handlungsstrang, der sich um den Protagonisten ganz alleine dreht, sondern auch die Nebencharaktere haben eigene Handlungsstränge oder kleine Subplots, ebenso wie der Protagonist. Doch wie kann man diese gut planen, ohne die Übersicht zu verlieren? Ein guter Tipp dabei ist, sich dabei eine Tabelle mit Nebenplots zu erstellen und die ganzen Nebenplots ebenfalls mit der Methode aus Schritt 2, also dem konturhaften Planen mittels dem 7 Punkte System, zu planen. Das heißt, auch jeder Nebenplot bekommt einen Hook, einen Plot turn 1 und 2 und so weiter. Wenn ihr nicht nur die Hauptgeschichte, sondern auch die Nebengeschichten in einer großen Tabelle nebeneinander anordnet, dann behaltet ihr gleichzeitig noch eine gute zeitliche Übersicht, was wann passiert und was wie Sinn macht. So hat man dann am Ende eine Tabelle für die Romanze, eine für den Actionpart, eine die den Handlungsstrang voranbringt, eine für den Charakter und eine für einen freundschaftlichen Verrat zum Beispiel. Der Möglichkeit sind keine Grenzen gesetzt 😉

Schritt 6:

Nun wird es höchste Zeit alle Charaktere auszuarbeiten und in ihrer Tiefe kennen zu lernen. Ich benutze dazu immer Charakterbögen, um meine einzelnen Charaktere zu zeichnen und zu definieren und Beziehungscharts, durch denen die Beziehungen und Konflikte der Charaktere untereinander deutlich wird. Widmet euren Charakteren wirklich besondere Aufmerksamkeit! Eine gute Geschichte ist meist Charaktergetrieben. Man muss sich mit den Charakteren identifizieren und mitleiden / hoffen / fiebern können. Dafür müssen diese aber wirklich realistisch wirken. Ich habe hier eine Sammlung mit verschiedenen Tipps zum Erstellen von Charakteren, vielleicht hilft euch das ja bei der Planung. Sollte ein Charakter nun in diesem Schritt wieder Teile der Handlung umwerfen, dann ist das völlig in Ordnung. Daran merkt ihr, dass eure Geschichte wächst und ein Eigenleben bekommt und nicht nur ein starres Konstrukt ist. Geht einfach zurück in der Planung und ändert sie – aber passt auf, aus jeder Änderung ergeben sich wieder neue Konsequenzen, die es zu beachten gilt!

Schritt 7:

Schritt 7 wird von vielen Leuten nicht gemacht, ich bin aber ein totaler Fan davon: Es geht wieder um Tabellen! 😉 Normalerweise ist die Geschichte nun schon so weit geplant, dass man sie auch einfach schreiben kann. Aber da ich wirklich ein totaler Planungsnerd bin und nichts dem Zufall überlasse, erstelle ich nun im 7. Schritt eine detaillierte Szenenübersicht. Das heißt ich habe eine Tabelle, jede Spalte entspricht einer Szene. Ich gebe der Szene einen Namen und ordne die Perspektive zu. In 3- 4 Stichwörtern schreibe ich auf, worum die Szene handelt und was in ihr passiert. Manchmal werden es auch schon ganze Absätze, je nachdem, ob mich schon die Schreibwut klappt.

Ab diesem Punkt, also nach Beendigung von Schritt 7, ist es endlich soweit. Es geht los: DAS SCHREIBEN. Doch nach meiner Erfahrung ist es mit dieser Vorarbeit durchaus möglich, ein gutes erstes Manuskript innerhalb von einem oder zwei Monaten zu schreiben. Außerdem braucht man gewisse Dinge nicht mehr so stark zu überarbeiten, denn man weiß, dass die große Geschichte klappen wird. Man hat einen Spannungsbogen integriert und müsste Logikfehler weitestgehend aus dem Weg gegangen seid. Also, setzt euch hin und plant und schreibt drauf los 😉

Ich hoffe, euch hat diese kurze Serie und Einführung in meinem Planungsprozess gefallen und im Idealfall auch weitergeholfen. J Am Samstag gibt es dann erst einmal den nächsten Artikel der Blogparade – viel Spaß damit!

Den Konflikt der Charaktere verschärfen

Auf der Suche nach neuen Ideen um Charaktere zu formen und interessanter zu gestalten, bin ich auf folgende sieben Tipps gestoßen, um den Konflikt der Charaktere zu verschärfen. Mehr Konflikte = größere Spannung und so denke ich ist es wichtig, sich das immer mal wieder vor Augen zu führen!

  1.  Habe Konsequenzen für deine Handlung!

Entscheidungen müssen Konsequenzen haben. Egal, ob sie vorher klar sind oder nicht, aber irgendetwas muss daraus resultieren. Denn warum sonst sollte man sich für eine Entscheidung oder Handlung interessieren?

2. Lass etwas schief gehen

Dein Charakter muss immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen. Schau genau, wo etwas schiefgehen kann – und lass es schiefgehen.

3. Mach es persönlich

Spannung kommt nur dann auf, wenn etwas schief geht – UND einem der Charakter am Herzen liegt. Man muss eine persönliche Beziehung zu ihm aufbauen, sonst ist es einem egal ob er verliert oder verletzt wird oder oder oder.

4. Fordere ein Opfer

Wenn dann etwas schief geht, dann sollte es auch ein Opfer geben. Der Charaktere sollte etwas tun, was ihm wirklich schwer fällt. Natürlich nicht immer, aber das steigert zusätzlich die Spannung und macht das ganze persönlicher. Und natürlich: man hat eine neue Motivation für den Charakter: das zurückholen, was einem genommen wurde!

5. Schaffe Verbindungen

Wenn der Leser merkt, dass alle Entscheidungen miteinander zusammenhängen, sowohl die kleinen Entscheidungen zu Beginn als auch die großen, tragischeren späteren Entscheidungen, dann wird jede Entscheidung zugleich wichtiger. Und der Leser wird direkt selbst überlegen, welche Konsequenzen den Charakter jeweils erwarten.

6. Fange klein an und steigere dich

Die totale Katastrophe sollte noch nicht zu Beginn eintreten. Merke: es sollte immer noch eine Steigerung möglich sein!

7. Berichte die Risiken

Auch wenn das offensichtlich erscheint, aber der Leser muss die Risiken auch kennen! Das heißt zwischendurch muss man ihn dezent darauf hinweisen.

 

So, das war erstmal die Zusammenfassung. Viele Punkte sind offensichtlich, aber ich glaube es ist wichtig, dass man sie sich immer mal wieder vor Augen führt!

Jeder Charakter redet anders

Heute eine weitere Ergänzung zu dem Charakter-Schwerpunkt in der letzten Zeit, sowie gleichzeitig eine der großen Baustellen bei meiner Überarbeitung: die „Stimme“ jedes Charakters. Was meine ich damit? Jeder Mensch spricht anders, betont anders, wählt andere Wörter um sich verständlich zu machen. Kai (eine tolle Autorin, mit einer ebenso tollen Seite, die ihr hier besuchen könnt ;)) hat mich darauf hingewiesen, dass das bei meinem Manuskript nicht so ist. Alle Charaktere sprechen gleich. Vermutlich so wie ich 😀 Das ist einfach ein Punkt, über den ich mir bei meinem ersten Projekt keinerlei Gedanken gemacht habe. Aber jetzt sehe ich es ebenfalls als großen Makel – vielen von der Lebendigkeit und Glaubhaftigkeit geht dadurch verloren.

Doch wie genau sollte ich die Wortbeiträge meiner Charaktere ändern? Dazu hatte Kai noch einen Tipp. Sie meinte, ich soll mir einfach mal ein Buch von J.K. Rowling schnappen und schauen, wie sie das umgesetzt hat. Und zwar nicht Harry Potter, sondern „Der Ruf des Kuckucks“, den sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith schrieb. Ich als totaler Krimi & J.K. Rowling Fan hab das Buch natürlich zuhause und habe es jetzt erneut gelesen. Diesmal ganz genau auf die unterschiedlichen Ausdrucksweisen der Charaktere bedacht. Und es stimmt wirklich, es ist unglaublich, wie J.K. Rowling es schafft allein durch die Ausdrucksweise komplett verschiedene Persönlichkeiten zu skizzieren. Man erkennt die Personen nur an ihrem Ausdruck wieder, auch ohne dass man explizit weiß, wer gerade spricht. Ich habe euch mal zwei Beispiele rausgesucht:

Man sieht’s auf Fotos, wie ich noch jünger bin. Ich hab mir gewünscht, dass sie’s besser hätt, und die geben sie diesen Arschlöchern, ‚tschuldigung für die Wortwahl. Wenn ich das gewusst hätt, hätt ich sie behalten. Das hab ich ihr auch so gesagt. Da hat sie geheult. Ich hätt sie behalten und nie geh’n lass’n soll’n.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hab direkt ein Bild vor Augen. Was fällt hier besonders auf? Das häufige Verwenden von „hätt“, statt „hätte“ oder einfach mal einer Umstellung des Satzes, die vielen verschluckten Silben, durch das Apostroph gekennzeichnet, eine leicht unterdrückte Unzufriedenheit und Aggressivität, ausgedrückt durch das Schimpfwort, das direkt wieder zurückgenommen wird. „Wie“ statt „als“, generell eine ungewöhnliche Satzkonstruktion.

Schauen wir uns das nächste Beispiel an. Andere Person, anderer Kontext:

Gut genug, um zu wissen, was für ein Schlappschwanz er ist. Warum fallen die Weiber immer auf solche Typen rein? Selbst Cuckoo…und sie war nicht blöd, im Gegenteil – sie war verdammt schlau.. Also, was fand sie an Evan so toll? Ich werd’s ihnen verraten: diese ganze Tragische-Poeten-Kacke, diesen Weltschmerz-Bullshit, diesen ganzen Mist von wegen: Als verkanntes Genie muss ich mich nicht waschen. Putz dir die Zähne, du kleiner Scheißer! Du bist kein gottverdammter Byron!

Hier sehen wir: die Wortwahl ist schon wesentlich gewählter, trotz der Schimpfwörter. Aber die ganzen Satzstrukturen sind klarer, lassen irgendwie ein zivilisierteres Bild entstehen: dass einer Diva, in meinem Augen, vor allem wegen des kleinen Ausbruchs am Ende. Die rhetorische Frage, die direkt selbst beantwortet wird. Jemand, der sich wichtig findet, der seine Meinung verbreiten möchte.

Ihr seht, man hat nur eine ganz kurze Passage wörtliche Rede, aber sie lässt direkt Bilder vor den Augen entstehen. Momentan beschäftige ich mich intensiv damit, mit welchen stilistischen Mitteln man dies hervorrufen kann. Wie? Ich lese das Buch weiter und mach mir eifrig Notizen, aber ich achte auf einfach drauf, wie sich Leute unterhalten, wenn sie in der Straßenbahn miteinander reden oder auf dem Campus.

Trotzdem wäre es super, wenn ihr auch Ideen habt und mir ein bisschen weiter helfen könntet! Also, welche stilistischen Mittel fallen euch ein, oder welche Tricks oder Angewohnheit beim Sprechen? Ich werde fleißig sammeln und dann bald noch einmal einen Eintrag dazu verfassen, wo ich die verschiedenen Stilmittel zusammentrage dann 🙂

Wann überzeugen Figuren im Roman?

Wenn ein Roman so richtig packend ist und wir ihn am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen wollen, dann liegt das in gewissen Anteilen an der spannenden Handlung, aber zu einem Großteil an den guten Figuren. Wir fiebern mit dem Helden, wenn er am Abgrund steht, wir weinen mit ihm, wenn ein guter Freund stirbt, wir lieben mit ihm. Und vor allem wollen wir immer wissen, wie es nun eigentlich für ihn weiter geht. Dafür braucht es eine Figur, die überzeugt, die realistisch ist, aber gleichzeitig so interessant, dass wir für ihn oder sie unsere eigene Realität vergessen.

Aber wann genau überzeugen Figuren in einem Roman? Wie schafft man es, solche Figuren zu kreieren? Um diese Frage möchte ich mich in diesem (und vermutlich auch nächstem) Eintrag einmal genau kümmern.

Handlungen und Figuren sind immer ganz eng aufeinander bezogen und beeinflussen sich im Idealfall gegenseitig. Plotten an sich bezeichnet eigentlich nur, die Abfolge der Handlungen und die Motive der Figuren festzulegen. Die Figuren spielen dabei also eine wesentliche Rolle. Ob man beim Plotten mit ihnen beginnt oder mit der groben Handlung, ist egal. Man sollte einzig darauf achten, dass man einer Figur keine Handlung aufdrängt, die nicht zu ihr passt. Ist die Figur an sich überzeugend, kann sie jedoch sogar schlichte Handlunge beträchtlich aufwerten.

Aber wann überzeugt sie denn nun (schon wieder einen Absatz lang um den heißen Brei geschrieben, tut mir Leid ;D)? Eine Theorie dazu kommt von Jung, einem Psychologen, der das Modell der Archetypen entwickelt hat. Er stellte fest, dass in den Träumen der Menschen immer wieder die gleichen Urbilder vorkommen und nahm an, dass diese Urbilder kollektive Angst- und Wunschvorstellungen verkörpern. Protagonisten überzeugen demnach, wenn sie so handeln „dass es den Leser in seinem Unterbewusstsein an Erfahrungen erinnert, die Tausende seine Vorfahren vor ihm gemacht haben“ (Cornelia Müller: Von Narren, Helden, Weisen, S. 25). Was heißt das genau? Figuren im Roman überzeugen dann, wenn sie unterbewusst etwas in uns reizen, wenn wir ihnen emotionale Anteilnahme entgegenbringen können. Und das passiert unter anderem eben dadurch, dass sie Ängste- und Wunschvorstellungen haben, die in jedem von uns enthalten sind.

Durch das Miterleben mit den Figuren im Roman gleichen wir unsere eigenen Gefühlsdefizite aus. Es ist seltsam: wir selbst wollen keine Angst erleben, kein Schrecken, keine Nöte. Aber in Roman suchen wir sie gerade zu, wir wollen große Gefühle, während wir gleichzeitig in unserem kuscheligen Bett liegen oder im warmen Wohnzimmer sitzen und unserem realem Selbst nichts passieren kann. Deshalb nehmen wir das, was wir kriegen können: indirekte Erfahrungen, erlebt durch den Protagonisten unseres Romans. Und er darf dann alles auch im extremen erleben: extreme Liebe, extreme Angst, extreme Leidenschaft. Ein paradoxer Befund, aber umso mehr die Helden leiden, desto behaglicher fühlen sich die Leser.

Aber noch etwas muss gegeben sein, damit eine Figur überzeugt: der Leser muss sich mit ihr identifizieren können. Und hier wird es besonders knifflig. Einerseits darf die Figur dem Leser nicht zu 100 % entsprechen – das wäre zu langweilig. Sie muss schillernder, depressiver, aufregender, lebhafter, schüchternder, extremer sein. Gleichzeitig muss sie dem Leser aber auch so ähnlich sein, dass sie als Projektionsfläche für seine Leidenschaften und Träume wird, als Stellvertreter der Gefühle. Die Figur muss uns also auch ein Stück weit ähnlich sein. Sie sollte mit großen Problemen zu kämpfen haben, aber eben auch mit kleinen Alltagsdingen, die jeder von uns kennt.

Das klingt von der Theorie her recht einleuchtend, ist aber schwer umzusetzen. Wie macht ihr das, wenn ihr Figuren plant? Achtet ihr auf diese Aspekte oder plant ihr einfach wild drauf los und schaut, was sich entwickelt? Passt ihr eure Figuren im Anschluss noch an, wenn ihr merkt, dass sie nicht überzeugend sind?

Figurenrollen und Grundtypen

Heute mal ein Beitrag, der eigentlich ein absolutes Basic darstellt. Warum ich ihn trotzdem schreibe und warum es für mich wichtig war, mich mit dem Thema nochmal zu beschäftigen, erzähle ich euch am Ende des Artikels ;D (wow – da hab ich aber einen mega Cliffhanger produziert ;D).

Also: Figurentypen. Ohne Figuren funktioniert eine Geschichte nicht. Egal ob man eine riesige Menge hat (z.B. wie in Herr der Ringe oder in Needful little things von Stephen King) oder nur eine oder zwei Personen (fast so wie in meinem ersten Projekt). Aber welche Rollen gibt es genau, welche Figurentypen lassen sich charakterisieren?

Fangen wir ganz klassisch an mit dem Protagonisten, oder auch der Hauptfigur. Seine zentrale Aufgabe ist es, die Geschichte durch sein Handeln voran zu treiben. Der Protagonist muss nicht menschlich sein (das muss keine der Figuren). Eine Hauptfigur, die sich weigert seine in der Geschichte vorgesehene Rolle einzunehmen, bezeichnet man oft auch als Antiheld.

Der Antagonist ist der Gegenspieler des Protagonisten. Aus dramaturgischen Gründen ist es wichtig, dass die Hauptfigur nicht schnell und einfach an sein Ziel kommt, sondern permanent auf Hindernisse stößt. Dafür sorgt der Antagonist. Auch dieser muss keine Person sein. Oft sind Antagonisten auch das Schicksal, eine Katastrophe, die der Hauptperson im Weg steht etc. Es kann aber auch ganz klassisch das personifizierte Böse sein. Voldemort zum Beispiel =D

Wenn Protagonist und Antagonist aufeinander treffen, dann sollte dies möglichst packend sein. Umso packender ist es natürlich, je mehr auf dem Spiel steht für den Protagonisten. Bleiben wir bei meinen Lieblingsbeispiel Harry Potter. Für Harry geht es um nichts geringeres als sein eigenes Leben, das Leben seiner Freunde, das Weiterbestehen einer gerechten und freien Welt. Wenn das kein Einsatz ist, um den es sich zu kämpfen lohnt, dann weiß ich auch nicht! Wichtig ist: beide sollten gleich stark sein, also auch in etwa die gleichen Chancen haben, einen Kampf zu gewinnen. Wenn der Held alles kann und alles macht und alles super einfach ist – wo bleibt da die Spannung, die Herausforderung?

Nebenfiguren bilden eine besondere Kategorie: sie haben nur eine spezifische Funktion in der Geschichte oder werden nur für eine bestimmte Aufgabe gebraucht. Aber sie können sich natürlich auch weiterentwickeln und eine immer wichtigere Position einnehmen.

Und als letzter Punkt zur „Theorie“ erstmal: beim Zusammenspiel der Figuren sollte man darauf achten, dass die einzelnen Figuren möglichst kontrastreich sind. Sie sollten Reibungspunkte haben, sich ergänzen, sich kontrastieren. So kommt eine gewisse Komplexität und Bewegung zwischen die Figuren.

So und nun: warum das alles? Das ist doch irgendwie klar oder nicht? Ja, dachte ich auch. Aber zwei Punkte sind mir aufgefallen, als ich jetzt an meinem neuem Projekt saß:

  1. Mein Antagonist war nicht richtig ausgereift. Ich kam mit meiner Planung einfach nicht voran, weil er noch total gesichtslos war. Er hatte keine Absichten (also schon, aber nur, meinem Prota zu Schaden, die Begründung fehlte), keine Leidenschaft, keine Menschlichkeit einfach. Für meine Geschichte klappt das personifizierte Böse einfach nicht. Auch Voldemort war mal ein kleiner Waisenjunge, der es einfach nur allen beweisen wollte. Ich muss mir also erneut vergegenwärtigen, dass der Antagonist genauso gut geplant werden muss wie der Protagonist.
  2. In meinem letzten Projekt gab es nur drei Hauptfiguren und sie waren recht isoliert in ihrer Geschichte. Das wird nun ganz anders sein. Mein neues Projekt geht mehr in Richtung Grusel-Thriller. Aber ich muss Fährten legen, Intrigen spinnen, Fallen stellen. Das geht nur, wenn ich genügend Nebencharaktere habe, die auch eigene Motivationen haben. Je besser ich meine Figuren kennen lerne, desto mehr wächst auch die Geschichte quasi von selbst!

Ihr seht, manchmal ist es gar nicht so schlecht, sich die Basics nochmal zu vergegenwärtigen, gerade, wenn man mit seiner Geschichte irgendwo feststeckt. Mir hat es jetzt am Anfang bei der Planung ungemein geholfen. 🙂

Des Einen Freud ist des Anderen Leid – Charakterentwicklung

Heute eine weitere Ergänzung zum Thema: Charakterentwicklung. Nachdem ich schon darauf eingegangen bin, wie man Charaktere mithilfe eines Charakterbogens erstellt, wie man mit widerspenstigen Charakteren umgeht, warum es so wichtig ist einen Charakter möglichst lebhaft zu gestalten und wie man die Beziehung von Charakteren organisiert, kommt heute ein Beitrag zum Thema:

Gegensätze in der Charakterentwicklung

Schon häufiger habe ich in Schreibratgebern folgenden Tipp gelesen: Wenn du mehr als einen Hauptcharakter hast, dann lass die beiden möglichst unterschiedlich sein. Was heißt das genau? An sich ist das Konstrukt recht simpel: hat der eine Charakter als Stärke zum Beispiel seine gnadenlose Pünktlichkeit, dann lässt du den anderen Charakter unpünktlich sein. Ist der eine Charakter besonders extrovertiert, dann ist der andere eher schüchtern und zurückhaltend.

Was bezweckt das?

Es schafft das, was man in jeder guten Geschichte braucht: Konflikte. Und zwar ganz automatisch. Wenn Tom sich mit Lisa verabredet hat und Lisa immer zu spät kommt, obwohl Tom ein ziemlich pedantischer Pünktlichkeitsfanatiker ist – dann werden die beiden wohl über kurz oder lang aneinander geraten. Selbst wenn Tom Lisa aus tiefster Seele liebt und es sich eigentlich nicht bei ihr Verschwerzen will – irgendwann reicht es ihm. Und auch Lisa wird sich immer mehr gestresst fühlen, wenn sie von Tom eingeengt wird und er ihr vorschreiben will, wann sie wo zu sein hat (das schränkt nämlich Lisas Freigeist ein). Ihr seht, da ist er schon, der Konflikt, völlig natürlich, einfach nur, weil die Charaktere gegenteilige Eigenschaften haben bzw andere Wertevorstellungen.

Die richtige Dosierung macht’s!

Wie bei allen Dinge im Leben sollte man es aber auch hiermit nicht übertreiben. Die Charaktere wirken gestellt und wirklich wie auf dem Reißbrett konstruiert, wenn ihr wirklich alle Eigenschaften komplementär gestaltet. Es kommt auch hier auf die richtige Dosis an. Außerdem müsst ihr schauen: welche Eigenschaften bringen die Geschichte weiter, welche halten sie nur unnötig auf? Welche Eigenschaften sind für die Charaktere essentiell und können nicht so einfach abgeändert werden?

Insgesamt denke ich, dass es ein guter Tipp ist, seine Charaktere durch komplementäre Eigenschaften gegeneinander aufzubringen, um so weitere Konflikte zu schaffen. Berühmte Beispiele? Siehe Ron und Hermine, sie superintelligent und er.. eher weniger :D. Dick und Doof. Sherlock Holmes (pedantisch, ordentlich) und Dr. Watson (chaotischer, ungeduldiger).

Was haltet ihr von diesem Tipp? Habt ihr das schon benutzt, vielleicht sogar unbewusst?

Die Beziehungschart – so stehen deine Charaktere zueinander

Heute möchte ich euch eine weitere Methode vorstellen, um Ideen zu sammeln und seine Charaktere weiter zu entwickeln.

Ich weiß nicht, ob es einen offiziellen Namen für diese Methode gibt, ich nenne sie immer die Beziehungschart. Das Konzept ist relativ simpel. Wenn ihr schon eine grobe Vorstellung von eurem Plot habt und in etwa wisst, welche Figuren in eurem Manuskript vorkommen sollen, dann wird es Zeit, eine Beziehungschart zu erstellen! Dafür schnappt ihr euch einfach ein großes weißes DIN A3 Blatt (für die ganz verrückten Hühner unter euch kann es natürlich auch ein buntes Blatt sein ;D), einen Stift und los gehts! Zunächst einmal schreibt ihr die Namen aller eurer Charaktere grob verteilt auf das Blatt, in relativ großen Buchstaben und irgendwie besonders hervorgehoben – vielleicht in einer anderen Farbe als die restlichen Notizen, oder ihr unterstreicht die Namen, etc.

Unter jeden Namen kommt eine kurze Info, die bei mir immer so aussieht:

  • die Zeichen für männlich oder weiblichen als Kennzeichnung des Geschlechts
  • ein ∗ für die Angabe des Geburtsdatums
  • ein ✝ falls der Charakter im Laufe der Geschichte verstirbt / bereits verstorben ist
  • ein ✰ für meine Hauptcharaktere
  • ein ✖ für meine Hauptantagonisten

Nachdem ich jeden Charakter so gekennzeichnet habe, gehe ich nun weiter und schaue mir die Beziehung der einzelnen Charaktere untereinander an. Dazu fange ich mit meinem Hauptcharakter an und verbinde ihn nun mit jedem anderen Charakter auf dem Blatt. Auf die Verbindungslinie schreibe ich nun in kurzen Stichpunkten, wie diese Personen zueinander stehen. Alternativ kann ich auch hier Zeichen verwenden. Wichtig ist, dass diese sehr intuitiv sind, sodass ich die Beziehung auf einem Blick erfassen kann. Also zum Beispiel:

  • ein ❤ für eine romantische Beziehung
  • ein ↯ für eine streitbelastete Beziehung
  • etc

Wenn ich das für jeden Charakter gemacht habe, habe ich schon eine ziemlich gute Übersicht. Diese Methode hat auch den Vorteil, dass ich Beziehungen, denen ich vorher keine Beachtung geschenkt habe oder die ich vergessen habe, nun noch einmal genauer überdenken und überarbeiten kann.

Als Tipp: Häufig lohnt es sich außerdem zwei Beziehungscharts anzufertigen: eine für den Beginn der Geschichte, also der Ausgangssituation und eine für die gewünschte Endsituation. Dann kann man genau sehen, wie sich die Charaktere auch zueinander entwickelt haben.

Aber Vorsicht: bei zu vielen Charakteren oder gar ganzen Völkern wird es unübersichtlich. Man sollte sich hierbei auf die Hauptpersonen beschränken dann oder vielleicht sogar überlegen, immer nur eine Chart für die in den einzelnen Szenen relevanten Beziehungen zu erstellen.

Wie findet ihr das Konzept der Beziehungschart? Habt ihr damit schon einmal gearbeitet? Wie plant ihr die Beziehungen der Charaktere zueinander, sodass ihr nicht die Übersicht verliert? Plant ihr überhaupt?

Es steht und fällt mit einem dreidimensionalen Charakter!

Momentan arbeite ich ja an meiner Idee für ein weiteres Projekt, während mein 1. Projekt – ein Roman in sechs Monaten – schön in der Ecke liegt und auf seine Korrektur wartet. Momentan befinde ich mich wieder in der Charakterentwicklung und versuche, verschiedene Charaktere zu erstellen und auszuarbeiten. Hierbei sind mir mehrere Dinge aufgefallen diesmal, die ich gerne mit euch teilen würde!

Zunächst einmal: aus meinem letzten Projekt habe ich schon folgendes gelernt: je mehr Zeit man in seine Charaktere und ihre Dreidimensionalität investiert, desto schneller und einfacher ist hinterher der Schreibprozess. Wenn ich genau weiß, wie Charakter A in den verschiedensten Situationen reagiert, da ich seine Persönlichkeit in- und auswendig kenne, dann kann ich ihn in jede Situation schmeißen, ohne plötzlich vor einer Schreibblockade zu stehen. Außerdem vermeide ich es so, Szenen zu schreiben, die nicht zu meinen Charakter passen – er wird nämlich einfach nicht so handeln, wie ich es erwarte. Also.: die Zeit, die man in die Ausarbeitung seiner Charaktere investiert, spart man später um ein Vielfaches wieder ein!

Außerdem ist mir aufgefallen, dass je mehr Übung man hat, desto leichter fällt einem auch die Charakterentwicklung. Das mag zunächst einmal trivial klingen (ist es ja eigentlich auch), aber für mich war es trotzdem eine wichtige Erkenntnis. Vor drei Monaten saß ich noch vor meinem Charakterbogen (den du hier runterladen  kannst: Charakterbogen)  und hatte unglaublich große Probleme damit, ihn auszufüllen. Was für Schwächen gibt es überhaupt alles? Welche Persönlichkeitseigenschaften passen zusammen? Wie soll ich jetzt auf einmal auf Erfahrungen kommen, die mein Charakter in der Kindheit gemacht hat? Jetzt, nach einem Haufen Übung und Zeit, habe ich festgestellt, dass die Ideen einem quasi zufliegen und es einem viel leichter fällt, dreidimensionale Charaktere zu erstellen. Als Tipp: Falls es mit dem Ausfüllen des Charakterbogens trotz mehrfacher Übung nicht klappt, hilft es auch, sich erstmal eine Liste mit allgemeinen Charaktereigenschaften zu erstellen, typische peinliche Situationen zu sammeln, eine Liste mit allen möglichen Hobbys zu erstellen, etc, um dann daraus sich gezielt welche herauszupicken oder sich von den Listen inspirieren zu lassen.

Um meine Charakter noch dreidimensionaler und glaubhafter zu machen, bin ich außerdem dazu übergegangen ihnen verschiedene Fragen zu stellen, die relativ wahllos sind und die ich mir zusammen gesammelt habe (eine Liste werde ich bald online stellen). Wenn ihr nicht warten wollt, bis ich damit aus dem Quark komme, könnt ihr auch alternativ einfach mal „Frageliste Persönlichkeit“ googeln oder Psychotests aus Zeitschriften nehmen und diese für eure Charaktere ausfüllen. Das macht nicht nur Spaß, sondern führt einen manchmal zu erstaunlichen Einsichten!

Wie entwickelt ihr eure Charaktere? Und wie verleiht ihr ihnen Lebendigkeit? Findet ihr, dass die Charakterentwicklung das A und O für den Schreibprozess ist?

 

Wenn die Charaktere dir deine Handlung umschmeißen

Ich glaube, viele von euch hatten beim Schreiben ihres Romans auch das folgende Problem, vorausgesetzt, sie haben vorher geplottet. Man überlegt sich die Handlung, jede einzelnen Szene, jedes Setting, seine Charaktere, ihre Entwicklung und alles passt perfekt zusammen. Man setzt sich hin und fängt an zu schreiben – und dann das: die Charaktere, machen einfach nicht mehr, was sie machen sollen. Dies kann sich verschieden äußern, wie ich bisher feststellen musste:

–       Man möchte eine Szene schreiben, aber irgendwie geht es nicht.

–       Dialoge klingen auf einmal falsch und gestellt.

–       Man kommt nicht mehr in einen vernünftigen Schreibfluss.

–       Im schlimmsten Fall endet es in einer Schreibblockade.

Genau dasselbe ist mir in einer meiner letzten Szenen auch passiert. Meine Protagonisten sollten sich unterhalten – aber sie wollten nicht. Egal, wie ich in das Gespräch einsteigen wollte, es klappte nicht. Ich habe lange nachgedacht, woran das liegen könnte und bin zu einem Ergebnis gekommen, das gar nicht so unerfreulich ist, wie befürchtet: Die von mir vorgesehene Handlung und die dafür notwendigen Entscheidungen, die mein Protagonist dazu treffen müsste, passen nicht mehr zu ihm. Seine Persönlichkeit hat sich beim Schreiben in eine ganz andere Richtung entwickelt. Während des Schreibprozesses ist sein Charakter auf einmal lebendig, vielfältig und eigensinnig geworden. Ich kann noch so viele Charakterbögen schreiben und Eigenschaften festlegen: wenn mein Protagonist nicht so handelt, dann werden diese niemals deutlich und seine Handlung zeigen eventuell in eine ganze andere Richtung (an dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an Kai Aline, die mir zu dieser Einsicht verholfen hat, als ich in der Szene feststeckte!).

Aber (jetzt kommt das große ABER!): das ist auch gut so. Ein guter Roman ist charaktergetrieben. Er lebt davon, dass die Protagonisten Entscheidungen treffen und Handlungen durchführen, die zu ihnen passen, die man ihnen abkauft, die dreidimensional und realistisch sind.

Mein Fazit also: auch wenn ich meinen Plot abändern musste und ich mich am Anfang dagegen gesträubt habe innerlich (ich habe doch schon so viel Zeit vorher in die Planung investiert und das soll ich jetzt wieder umwerfen?!), so kann ich diese Erfahrung trotzdem als Erfolg verbuchen. Es hat mir gezeigt, dass meine Protagonisten sich gar nicht so schlecht entwickelt haben bisher und in die richtige Richtung gehen.

Kennt ihr diese Situation auch? Was macht ihr dagegen?