Ein unglaublich langer Titel heute, ich weiß. Aber je länger meine Titel, desto mehr Leute lesen meine Artikel habe ich in einer Berechnung festgestellt. Vielleicht handelt es sich dabei nur um eine Scheinkorrelation, aber sei es drum 😉
Heute (und in der nächsten Zeit) geht es darum, wie man einen Roman planen kann. Viele von euch können bestimmt die Schneeflocken-Methode, nach der ich ja zum Beispiel auch mein erstes vollendetes Projekt geplottet habe. In letzter Zeit habe ich mich aber mit allen möglichen Plotarten und Erzählstrukturen beschäftigt und mir daraus eine eigene Methode gebastelt, die ich euch gerne vorstellen möchte: Die 7 in 7 Methode. Ihr wisst ja, kreative Namen waren noch nie meine Stärke .. 😉 Also, der Titel ist zwar nicht ganz so catchy wie die Schneeflocken-Methode, aber sie beschreibt, um was es geht: In sieben Schritten plotte ich meine Manuskripte und zwar nach dem Schema der 7 – Punkte Struktur. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen ja weiter, ich probiere gerne neue Sachen aus, wenn ich zum Beispiel im Plot oder in der Planung feststecke. Aber, genug der Vorrede, heute stelle ich euch die ersten beiden Schritte vor 🙂
Schritt 1:
Um mit dem Plotten zu beginnen braucht es nicht viel, aber doch drei wichtige Punkte:
- einen Hauptcharakter
- ein Setting, also der Ort, an dem die Geschichte spielt
- einen Hauptkonflikt
Der erste Schritt besteht also darin, folgende 3 Punkte zu überlegen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten: oft kreist einem ja schon eine Idee im Kopf rum, die man zu Papier bringen möchte und es fehlen nur an Details und Hintergrund. Dann ist dieser Schritt sehr leicht und innerhalb von Minuten, wenn nicht gar Sekunden abgehakt. Manchmal hat man aber einfach nur eine Idee über einen Charakter oder ein Setting. Zum Beispiel: Ich möchte gerne einen Gruselroman auf einem Jahrmarkt schreiben. Oder: Ich würde gerne über eine Kommissarin schreiben, die unter Asperger leidet. Wenn also nicht alle drei Punkte geplant sind, muss man sich um diese Gedanken machen. Ich nehme mir dazu meist ein großes weißes Blatt (und mit groß meine ich Plakatgröße, da fließen bei mir die Gedanken irgendwie besser ;D), male mir drei Spalten auf und spiele einfach verschiedene Möglichkeiten durch. Also erstmal reines Brainstorming. Es geht dabei noch nicht die finale und endgültige Version festzulegen, sondern erstmal darum, seine Möglichkeiten auszuloten. Den Zettel hänge ich mir irgendwo hin und ergänze ihn im Laufe der nächsten Tage oder Wochen. So hat man irgendwie eine sehr gute Basis, einen Ideenpool aus dem man schöpfen kann. Irgendwann muss man sich jedoch auf einen Hauptcharakter, ein Setting und einen Hauptkonflikt festlegen, damit man mit dem eigentlichen Schreibprozess beginnen kann. Wenn ich das mache, dann kreise ich die jeweiligen Punkte auf meinem Papier ein und schreibe eine Zusammenfassung in einem Satz, ungefähr so:
Harry Potter geht auf ein Zaubererinternat und muss gegen den bösen Zauberer Lord Voldemort kämpfen.
(Ja, meine geheimen Träume, ich wünschte, ich hätte Harry Potter geschrieben. Dann würde ich einfach immer weiter schreiben und hunderte Harry Potter Bände herausbringen ;D).
Schritt 2:
Im nächsten Schritt orientiere ich mich am 7 Punkte System. In den Videos von Dan Wells über das „Story Telling“, die ich letztens hier mal verlinkt hatte, wird das sehr schön erklärt, aber ich versuche es auch mal so. Das Skelett eines Plots besteht aus 7 Teilen (nicht über das Englische wundern, ich habe das aus dem Video übernommen):
- Hook
- Plot turn 1
- Pinch 1
- Midpoint
- Pinch 2
- Plot Turn 2
- Resolution (2 Arten: Plot – oder Charaktergeleitet, internaler oder externaler Konflikt)
Zum groben Planen des Plots beginnt man nun bei Punkt 7, der Resolution. Die Frage ist: Wie soll der Roman enden? Spätestens hier seht ihr, dass diese Methode völlig ungeeignet für Discovery-Writer ist, die ja oft den Anfang planen, aber das Ende offen lassen. Ich fange gezielt mit dem Ende an. Also: wo soll die Geschichte hinführen? Harry besiegt Voldemort zum Beispiel.
Danach gehe ich zum Anfang, also zum Hook. Nun da ich weiß, wie meine Geschichte enden soll, versuche ich, sie möglichst komplementär beginnen zu lassen. Also: Wenn mein Hauptcharakter am Ende stark ist (so wie Batman z.B.), dann lasse ich ihn schwach beginnen (fragt mich nicht, welcher Batman-Teil der Filmreihe das ist ;D)). Oder: Person A ist single am Anfang, wenn sie am Ende verheiratet ist (Stolz und Vorurteil). Wenn Harry Voldemort besiegt, dann ist er ein starker Zauberer. Also lasse ich ihn so schwach wie möglich beginnen: unwissend, dass er ein Zauberer ist, lebt er klein und schwach in einem Schrank unter der Treppe, verachtet von seiner einzigen lebenden Familie, ohne Freunde.
Nun springe ich zu Punkt 4, dem Midpoint. Hier muss ich meine Figur von Reaktion zu Aktion bringen. Es muss also etwas passieren, dass meine Hauptfigur veranlasst, aus der Lethargie und dem Alltagstrott zu erwachen und selbst das Zepter in die Hand zu nehmen. Harry erfährt, dass Voldemort in der Schule ist und Unsterblichkeit erlangen möchte. Er und seine Freunde sind die einzigen, die das wissen und müssen handeln. Von Reaktion zu Aktion.
Plot turn 1 führt den 1. großen Konflikt ein: Die Welt ändert sich, der Protagonist trifft auf neue Personen, erfährt Geheimnisse etc. Er ist die Verbindung zwischen dem Hook und dem Midpoint.
Genauso, wie Plot turn 2 die Verbindung zwischen der Mitte und dem Ende darstellt. Der Protagonist muss etwas an die Hand bekommen, um zur Lösung zu gelangen. In Harry Potter ist das der Moment (im ersten Band), in dem Harry auf einmal den Stein der Weisen besitzt. Genauso gut kann man aber auch hier noch einmal Konfliktpotenzial streuen und soll man auch, damit der Höhepunkt und das Ende der Geschichte spannend sind.
Was nun bleibt ist einmal Pinch Nummer 1: Hierbei wird der Konflikt, den wir im Plot Turn 1 eingebaut haben, verschärft und steigert sich. Irgendetwas geht schief, der Bösewicht wird eingeführt, etc.
Und zu guter letzt plane ich den Pinch Nummer 2: Ich überlege mir also, wie ich vor dem Ende noch mehr Druck aufbauen kann und versuche meinem Protagonisten das Leben so schwer wie nur möglich zu haben. Die Situation soll hoffnungslos erscheinen. Ein Plan geht schief, ein Mentor stirbt (wie Gandalf zB).
Nun, da alle 7 Punkte grob geplant sind, habt ihr das Skelett des Plots, also einen guten Fahrplan, auf dem ihr eure weitere Planung aufbauen könnt. Ich muss sagen, am Anfang braucht man zwar ein bisschen Übung, aber es macht richtig Spaß. Auch, weil viele Romane nach dem 7 Punkt System geplant sind und es witzig ist, sie mal auf dieses Schema runterzubrechen (witzig – und eine gute Übung).
Das nächste Mal geht es dann mit den Schritten 3,4 und 5 weiter 🙂
Wie plottet ihr? Oder schreibt ihr aus dem Bauch heraus? Ändert ihr eure Art zu plotten oder habt ihr eine feste Methode?